Schatzsuche an der Ostsee – Bernstein am Strand

Die Ostseeseite der Kurischen Nehrung

Eine meiner großen Leidenschaften auf der Kurischen Nehrung gilt der Schatzsuche. Nunja, große Reichtümer sind es bis jetzt zwar nicht geworden, aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Ich bin immer gerne mit meinen Eltern an die Ostsee gefahren und habe dort Bernstein gesammelt. Auch dieses Mal wollte ich mein Glück probieren. Bernstein findet man nur, wenn die Winde richtig stehen. Und da es am Tag davor eine Sturmwarnung gab (auf meinem Handy als SMS, allerdings nur auf litauisch… musste erst jemanden fragen, was dieser fiese Ton und diese Warnzeichen bedeuten sollen. War dann aber nicht allzu schlimm), hoffte ich, dass alle Zeichen auf Bernstein standen.

Menschenleerer Ostseestrand

Ich habe das lieber alleine gemacht, ohne meinen Freund, denn man bewegt sich doch eher langsam vorwärts, immer leicht gebückt, und braucht schon ziemlich lange, bis es im Sand glitzert. Bernstein ist sehr leicht, deswegen wird er immer schnell verweht, sollte er auf die Küste treffen. Am besten sucht man im Seegras, das man am Sandstrand findet, oder in kleinen Mulden.

Wie Bernstein entstand

Baltischer Bernstein ist das Harz der ausgestorbenen Bernsteinpinie, die vor 50 Millionen Jahren im heutigen Skandinavien wuchs. Im Laufe der Jahre entstanden Meere, die die Bäume bedeckten und das Harz erstarren ließen. Heute wird kaum noch Bernstein an der Ostsee angeschwemmt, sondern im großen Rahmen ausgebaggert, vor allem in Rußland. Bernstein gibt es in vielen Varianten, von gelb bis braun sind alle Schattierungen dabei. Manchmal haben sich auch vor 50 Millionen Jahren Insekten im Harz verfangen und sind jetzt als „Einschluss“ zu sehen, diese Steine gelten als besonders wertvoll. Bernstein wird zu Schmuck verarbeitet, gilt aber auch als Heilmittel. Er hilft Kindern beim Zahnen, soll gegen Rheuma und Gelenkkrankheiten schützen. Als Pulver in Alkohol gelöst, heilt er so ziemlich alle Wehwechen, schmeckt aber unglaublich scheußlich. Naja, wenns hilft…

Oder die sagenhafte Variante

Wie schon in meinem Beitrag über den Hexenberg auf Juodkrante erwähnt, gibt es natürlich neben der wissenschaftlichen Sichtweise auch eine märchenhafte, bzw. zwei. Der Sage nach ist die Meeresgöttin Jurate für den Bernstein in Litauen verantwortlich. Sie lebte in einem Bernsteinschloss auf dem Meeresgrund und verliebte sich in den sterblichen Fischer Kastytis, den sie mit ins Schloss nahm. Dies wurde allerdings vom Donnergott Perkunas so gar nicht gerne gesehen und er zerstörte mit einem Blitz das Bernsteinschloss. Wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht, findet man eben hier am Strand die Splitter des Bernsteinschlosses. Eine andere Sage sagt, dass die Bernsteine die Tränen der Jurate sind, die ihren toten Geliebten beweint.

Die Tränen der Jurate

Ich habe leider noch nicht wirklich rausgefunden, wann welche Winde wehen und was am besten ist, aber ich versuche es immer wieder. Man kann mit dem Auto von Nidden Richtung Fähre fahren und auf einem der Parkplätze parken und auf einem der Wege an die Ostsee gehen. Auch mit dem Rad kommt man von Nidden aus runter an die Ostsee und es führt ein Radweg entlang. Wenn dieser endet, gehe ich gerne noch eine ganze Ecke weiter, da ist der Strand dann fast menschenleer. Ich nehme mir einen Stock mit, mit dem ich dann das Seegras durchwühle. Diesmal war allerdings fast kein Seegras am Strand, so dass ich auch wirklich wenig gefunden habe. Noch dazu ähnelt Bernstein auch den kleinen Steinchen, die man auch am Strand finden kann. Erst nach einer Stunde fand ich ein paar wirklich kleine Splitter und Steinchen, aber auch die werden natürlich fleißig eingesammelt und in Ehren gehalten.

Mein Schatz…

Auf dem Rückweg kam mir dann ein Golden Retriever schwänzelnd entgegen, der mir meinen Stock nach kurzem Spiel weggenommen hat. Naja, ich wollte ja sowieso nach Hause. Ich konnte es mir aber nicht nehmen, doch mal kurz IN die Ostsee zu gehen, auch wenn das Wasser echt kalt war. Aber da es draußen windstill war, ging das auch.

Der Beweis: Ich war im Wasser!

Im Abendlicht haben wir dann noch eine kleine Radtour am Haff entlang gemacht und die vielen Kurenwimpel bewundert. Jeder Ort hat einen eigenen Wimpel, der an dem Fischerschiff befestigt war.

Kurenwimpel im Sonnenuntergang

Daheim haben wir dann unser geliebtes Knoblauchbrot mit Käsesauce genossen. Natürlich mit litauischem Bier, ich mag besonders die herbe Sorte Svyturis Ekstra, und einem litauischen Wodka, der schön mild ist.

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