Mystisches Juodkrante

Hexenberg und Wintersonnwende

Sandsulptur in Schwarzort

30 Kilometer von Nidden liegt Juodkrante (Schwarzort). Das war früher der einzige Touristenort und hat auch heute noch eine schöne Uferpromenade, an der es immer wieder Kunst zu bestaunen gibt, wir haben hier liebevolle Sandskulpturen und Stenskulpturen bewundert. In Juodkrante gibt es für mich einer meiner Lieblingsorte, der Hexenberg. Auf diesem Rundgang durch den Wald kommt man an vielen geschnitzten Holzfiguren aus der Märchen- und Sagenwelt Litauens vorbei. Es gibt auch einen Führer, der jede einzelne Figur erklärt, wir wollten den eigentlich im Tourismus-Büro besorgen, aber das hatte Mitte September schon zu. Ich erinnerte mich aber noch an die ein oder andere Sage und weiß auch noch, dass man es gar nicht schaffte, bei jeder der eindrucksvollen Figuren stehenzubleiben und genau nachzulesen, wer das denn nun sein soll.

Natürlich trifft man auf die Riesin Neringa, ihrem Geliebten Naglis und dem Wellengott Bangputys, der die Heirat der beiden verhindern wollte. Neringa sammelte aber so viel Sand in ihrer Schürze und schaffte so einen Schutzwall vor dem tobenden Gott und konnte so ihren Naglis hinter dem Schutzwall heiraten. Die Fischer, die seitdem im ruhigen Haff fischen konnten, dankten es ihr und benannten den Sandwall nach ihr, Neringa.

Die Riesin Neringa – Namensgeberin der Kurischen Nehrung

Auch die Figur der Jurate sieht man hier, die für den Bernstein im Baltikum verantwortlich ist. Sie lebte in einem Bernsteinschloss am Meeresgrund und verliebte sich in den mutigen Fischer Kastytis, den sie mit ins Schloss nahm. Auch hier war natürlich wieder jemand gegen die Liebe zu einem Sterblichen: Der Gott des Donners, Perkunas. Er löste ein Gewitter aus und zerstörte mit einem Blitz das Bernsteinschloss, so dass es in Tausende Stücke zersplitterte. Heute findet man nach einem Sturm noch kleine Bernsteinsplitter – natürlich vom Schloss – am Strand von Litauen. In einer anderen Version tötete Perkunas Kastytis und die Bernsteine, die wir am Stand finden, sind die Tränen der Jurate, die ihrer Liebe bis heute nachweint. Ja, in Litauen sind viele Sagen voller Melancholie und Traurigkeit, das sieht man auch an all den Holz-Helden auf dem Hexenberg.

Noch mystischer wird es zur Wintersonnwende, der Tag- und Nachtgleiche in Juodkrante. Am Sommeranfang werden in einer Bucht, die ganz unromantisch durch frühere Bernsteingrabungen entstanden ist, heidnische Figuren aus Schilf von baltischen Künstlern errichtet.

Schilffiguren in Juodkrante

Wenn Tag und Nacht wieder die gleiche Länge haben, bevor die Nacht wieder gewinnt, dieses Jahr am 22.09.2021, werden abends die Figuren angezündet und brennen, begleitet von Musik und Tanz, ab.

Tag- und Nachtwende in Juodkrante

Vorsicht bei der Heimfahrt im Dunkeln, es sind immer wieder Wildschweine unterwegs!

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