Padua – fast wie Venedig, nur entspannter

Einen Cappuccino auf einem großen italienischen Platz für drei Euro trinken? Am Kanal entlang bummeln ohne Menschen? Riesige Kirchen mit wunderschönen Fresken besuchen ohne Warteschlange?

Das geht! Allerdings nicht in Venedig, aber ca. 40 km weiter nördlich, in Padua.

Fischrestaurant im antiken Ghetto von Padua

Diese malerische Stadt liegt zwischen Verona und Venedig und ist von München direkt mit dem Zug erreichbar. So geht es am Brenner-Stau vorbei und durchs wilde Südtirol in sechseinhalb Stunden gemütlich dahin.

In Padua fährt eine Tram von Norden nach Süden quer durch die Stadt. Tickets kriegt man direkt am Bahnhof, nicht alle Haltestellen haben einen Ticketautomaten, naja, das haben wir nicht mitbekommen… Oopsie.

Genauso verwirrend wie in Venedig sind die verschiedenen Plätze, die nah beieinander liegen und man einfach nicht weiß, auf welchem man jetzt ein Getränk zu sich nehmen soll. Am besten auf jedem. Auf der Piazza dei Signori kann man dabei eine der schönsten mechanischen Uhren Italiens am Turm bewundern.

Piazza dei Signori – Padua

„Was habt ihr in Padua vor, außer euch durch die Stadt zu trinken?“ „Ich versteh die Frage nicht?“

Ich habe nicht ganz verstanden, was mein Bruder wissen wollte, denn:

Spritz in allen Variationen – Padua hat‘s erfunden!

Padua – Campari-Spritz und Aperol-Spritz

Der Aperol wurde 1919 extra für die internationale Messe in Padua entwickelt und ist eine Marke der Campari-Gruppe. Kein Wunder, dass man einen Aperol-Spritz hier überall und zu jeder Zeit bekommt. Und die Einheimischen den auch schon sehr früh zu sich nehmen. Mir persönlich ist Aperol zu süß. Wie gut, dass es hier viele Spritz-Variationen gibt: mit Campari, Gin, Grapefruit-Saft, Prosecco, Martini, Curacao, Passionsfrucht, etc., etc. Hier findet jeder sein spritziges, erfrischendes Getränk! Die Monkey Bar mit vielen Studenten hat ca. 20 verschiedene Spritz-Cocktails im Angebot.

Und wenn dann zum Geburtstag liebe Freunde ihren Gardasee-Urlaub unterbrechen und als Überraschungsbesuch vorbeikommen, steht einer Spritz-Verköstigung ja nichts mehr im Wege… Danke, Caro und Fabi, dass ihr mich wirklich völlig überrascht habt, es war ein wunderschöner Tag mit euch!

Viele Heilige – viele Kirchen

Was man auch an jeder Ecke findet, sind Kirchen. In manche haben wir nur kurz reingeschaut, die berühmten, wie die Basilica di Sant’Antonio und die Abbazia di Santa Giustina haben wir genauer betrachtet. In letzterer befindet sich eine Mönchs-Apotheke mit angeblich heilendem Öl gegen Gelenkschmerzen und Ähnlichem. Aber ich habe es nicht geschafft, zu den Öffnungszeiten dort zu sein, sonst könnte ich berichten, was mir alles nicht mehr weh tut.

In der Nähe befindet sich der größte innerstädtische Platz Italiens, der Prato della Valle und der botanische Garten, der älteste akademische Garten der Welt mit vielen Bäumen. Mir persönlich fehlten da ein bisschen blühende Blumen. Die tropischen Gewächshäuser waren leider wegen Renovierung geschlossen. Das botanische Museum war allerdings sehr informativ.

Wirklich empfehlen möchte ich das Battistero di San Giovanni Battista neben der Basilica di Santa Maria Assunta. Hier zahlt man zwar Eintritt, aber die Fresken sind sehr eindrucksvoll. Dazu gehört auch ein Museum, in dem wir alleine waren. Es gab gerade einen Wolkenbruch, so dass es ein bisschen unheimlich war. Aber wir blieben trocken!

Battistero in Padua

Plätze, Märkte, bunter Trubel

Auch den Palazzo della Ragione mitten auf dem Piazza delle Erbe sollte man sich mal genauer anschauen. Er besteht zwar „nur“ aus einem Raum mit einem riesigen Holzpferd aus dem 15. Jahrhundert und einem Schuldner-Stein, auf den sich säumige Schuldner nur in Unterwäsche 3x hinsetzen und „cedo bonis- Ich verzichte auf Eigentum“ sagen mussten.  Aber der Blick von der Terrasse auf das Treiben unten am Platz und die schmuckvolle Decke sind die acht Euro wert.

Der Palazzo beherbergt im Erdgeschoss die Markthallen mit vielen festen Marktständen, die mittags von ca. 13 Uhr bis 15.30 geschlossen sind. Manche haben Montag Ruhetag. Aber hier bekommt man alles: Käse, Schinken, frische gefüllte Pasta und Fisch. Apropos Fisch, auf dem Platz vor dem Palazzo steht ab dem frühen Abend ein Fischstand mit Garnelen- und Calamares-Spießen, Meeresfrüchte-Salat, Thunfisch und vieles mehr. Man bekommt seine Wahl auf einem kleinen Teller und kann sich direkt daneben im Café einen Tisch suchen (mit viel Geduld) und sich was zu Trinken dazu bestellen.

Palazzo della Ragione – Martkhallen

Auf den beiden Plätzen vor und hinter dem Palazzo sind täglich außer Sonntag Obst- und Gemüsestände aus ganz Italien zu finden. Aber auch Stände mit Risotto, Honig oder Klamotten (nicht wirklich aus Italien) bereichern die beiden Plätze.Wenn man etwas edler essen gehen möchte, und nichts gegen Live-Musik hat, ist das Ristorante Caffè Letterarui Treccani eine gute Wahl. Allerdings fand dort um 20.30 ein lautes Jazz-Konzert auf der Bühne statt und das ist nun so gar nicht meine Musik. Das Essen aber wahr sehr exquisit.

Entspannung bei Wein und Spritz im Park

Wir übernachteten im Hotels Europa. Super Boxspring-Betten, gut isolierte Fenster und eine Top-Klimaanlage ließen den Straßenlärm draußen. Beim Frühstück gibt es keine große Auswahl, außer bei den Kuchen, aber alles ist von relativ hoher Qualität. Es gibt ein wenig Obst, kein Gemüse. Kleiner Nachteil: Man kann sich nirgends im Hotel mal zwischendurch einen Kaffee oder Tee machen. Aber man hat einen kleinen Kühlschrank im Zimmer.

Direkt in der Nähe liegt der kleine Parco della Musica. Dort bieten verschiedene Buden Getränke und kleine Snacks an. Man kann sich aber auch eine Pizza mitnehmen und unter blühenden Magnolien an einem der vielen Tische dort verspeisen. Wen wunderts: neben guten, einfachen Weinen gibt es Spritz! Allerdings alles in Plastikbechern. Bier gibt’s zwar auch überall in Padua, das ist aber verhältnismäßig teuer.

Wir waren fünf Tage da und haben immer wieder etwas neues entdeckt, die Graffitis des Straßenkünstlers Kenny Randoms aus den 80ern zum Beispiel, die viele Ecken schmücken. Leider fühlen sich nicht ganz so talentierte Leute davon wohl inspiriert und haben dann auch ihren Senf dazu gegeben. Schade, dass diese schönen Schablonen-Silhouetten teilweise überschmiert sind. An vielen Hauswänden finden sich verspielte Figuren aus Stein und überall sieht man blühende Balkone und Dachterrassen. Ende Mai riecht die ganze Stadt auch sehr intensiv  nach blühenden Linden.

Wenn es einem dann doch zu langweilig ist, kann man auch mit dem Zug nach Verona oder Venedig fahren, falls die Bahn nicht streikt, wie in unserem Fall. Aber wir hatten in Padua genug zu schauen und zu bestaunen. Und viel Kulinarisches zu entdecken. Und vor allem viele, wirklich viele Gläser Spritz zu genießen!

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